Von Alltagsmaske bis Zielvereinbarung

Und auf einmal war sie da … die Sorge, die Panik, die Pandemie. Alles schien auf einmal anders… gefährlicher, eingeschränkter, ungewohnter, beängstigend… Desinfektionsmittel, „Hamsterkäufe“ und Klopapier waren die Schlagzeilen im März und April diesen Jahres.

Der Lockdown, die Sorge um die finanzielle, gesundheitliche und berufliche Zukunft, ist dieser Virus etwas Vorübergehendes oder etwas, das bleibt – all das löste viele Fragen und auch Unsicherheiten vermutlich bei uns allen aus.

In unserer pädagogischen Haltung beschäftigen wir uns bei Trotzdem e.V. ungern mit Pessimismus und arbeiten viel lieber optimistisch und zuversichtlich. Was also waren unsere Ideen von Lösungen in einer solchen noch nie da gewesenen Situation, die jeden Einzelnen von uns betraf?

Es war für uns keine Option, in eine Starre zu verfallen, nicht mehr zu handeln. Wir arbeiten mit Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, die Unterstützung im Alltag brauchen, die in Erziehungsfragen auch oder gerade in schwierigen Zeiten Antworten suchen. Also machten wir uns gemeinsam mit unseren AuftragnehmerInnen auf die Suche nach alternativen Angeboten, die wir verbindlich und konstant leisten/ bereitstellen konnten.

Aus Terminen in der Familie, aus Fallbegleitungen im Büro, aus Teamsitzungen und HPGs wurden Telefon- und Videokonferenzen. Mit viel Kreativität und Herzblut wurden Spiele und Beschäftigungsmaterialien gesammelt, die den Einschränkungen durch Corona gerecht wurden. Material für Spiel und Schule wurde angeschafft und verteilt, Krisenpläne für jede einzelne Familie individuell entwickelt, besprochen und umgesetzt. Dringend notwendige Face-to-Face-Kontakte wurden z.B. nach draußen, ins Freie verlegt, Hygieneartikel beschafft und bereitgestellt, Bescheinigungen für systemrelevante Berufe ausgestellt und verteilt.

Uns war es ein enormes Anliegen, unsere Familien weiterhin konstant zu begleiten, Sicherheit zu vermitteln, Kontakt zu sichern, den Überblick zu behalten. Ein noch nie so da gewesenes Zusammenspiel der Trotzdem-Bereiche IT, Verwaltung, Pädagogik, freie AuftragnehmerInnen und Leitung ermöglichte uns dies alles und hat uns in den so verrückten und beängstigenden Zeiten der Pandemie geholfen, unsere Arbeit aufrecht zu erhalten und weiter zu machen. Und ehrlich gesagt, brachte uns die Pandemie ein Stück näher zusammen, forderte uns, unsere Flexibilität neu zu entdecken, befähigte uns, Dinge möglich zu machen, die anfangs unmöglich zu sein schienen.

Nicht nur unseren Familien, sondern auch den Kolleginnen und Kollegen gegenüber, die mit uns kooperieren, war und ist es uns wichtig, Klarheit und Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Arbeit mit Menschen ist und bleibt ein wichtiges Feld und das Risiko, dem sich unsere MitarbeiterInnen und AuftragnehmerInnen tagtäglich aussetzen, ist nicht zu unterschätzen. Regelmäßige Updates, Mails und Materialien haben uns die Zusammenarbeit erleichtert. Auch das finanzielle Risiko gemeinsam abzufedern, war uns ein wichtiges Anliegen. Noch ist die Pandemie nicht vorbei, noch bestehen die Vorsichtsmaßnahmen, noch ist kein Heilmittel gegen das Virus gefunden. Aber die Erkenntnis, dass wir vieles, scheinbar Unmögliches schaffen, wir sicher und kreativ mit Krisen umgehen können und dass keine unserer Familie alleine dasteht mit ihrer Situation, die sie zu uns geführt hat, ist geblieben und macht uns auch in Zukunft handlungsfähig.

Matthias Möhring – Koordinator bei Trotzdem e.V.

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